DIE VALLARTA SCHLAMMSCHILDKRÖTE | MEXIKO

Kinosternon vogti

DAS LAND

Mexico, Puerto Vallarta, Bahia de Banderas

DAS TIER

Erst 2018 beschrieben (Lopez-Luna et al. 2018) ist die Vallarta-Schlammschildkröte die kleinste Schildkrötenart der Welt. Männchen bleiben typischerweise unter 75 mm Rückenpanzerlänge, Weibchen überschreiten selten 95 mm. Männchen tragen einen markanten, leuchtend gelben Fleck auf der Kopfoberseite, bei Weibchen ist dieser deutlich schwächer. Trotz ihres auffälligen Erscheinungsbildes blieb diese winzige Art über Generationen unentdeckt.

Die Art ist überwiegend aquatisch und bewohnt Teiche, Sümpfe und langsam fließende Bäche. Sie ernährt sich opportunistisch von Insekten, Fischen, Aas und pflanzlichem Material. In der Trockenzeit (Februar bis Juni) hält sie gewöhnlich 3–5 Monate Sommerruhe (Aestivation), tief im Boden vergraben. Weibchen legen während der Regenzeit 1–5 Eier. Die Jungtiere mit etwa 20 mm schlüpfen zu Beginn der nächsten Regenzeit.

BEDROHUNGEN

Die Vallarta-Schlammschildkröte lebt nur in einem winzigen Gebiet im Tal der Bahía de Banderas. Durch den massiven Ausbau zur Tourismusregion mit Hotels, Resorts und Straßen wurden fast alle Feuchtgebiete zerstört – nur vier bekannte Lebensräume mit insgesamt weniger als 25 Hektar sind übrig.

Größte Gefahren

  • Lebensraumzerstörung: Über 99 % der ursprünglichen Feuchtgebiete gingen durch Urbanisierung verloren.
  • Straßenverkehr: Zerschnittene Lebensräume erzwingen Wanderungen, bei denen Tiere häufig überfahren werden.
  • Illegaler Heimtierhandel: Kleine Größe und auffällige Färbung machen die Art trotz Schutzstatus attraktiv für illegale Sammler.
  • Klimawandel: Dürren und Waldbrände verschärfen den ohnehin dramatischen Lebensraumverlust.

Bei einer Felderhebung 2022 dokumentierte unser Team Straßenopfer an einer neu gebauten Straße, die einen Schlüsselhabitatbereich zerschneidet. Ende 2023 wurde einer der wichtigsten Sümpfe der Art zerstört.

SCHUTZMASSNAHMEN

Lokale Partner
Gemeinsam mit unserem mexikanischen Partner, dem Centro Universitario de la Costa der Universidad de Guadalajara (CUC), setzen wir alles daran, das Aussterben dieser Art in der Wildnis zu verhindern.

Reduktion der Straßenmortalität
2023 haben wir gemeinsam mit dem CUC entlang besonders gefährlicher Straßen Reptilienschutzzäune mit Fangfallen installiert und 2024 erweitert. So konnten wir bereits über 60 Schildkröten retten – einige der letzten ihrer Art.

Kinosternon vogti road kill

Weltweit erste erfolgreiche Nachzucht
Anfang 2023 gelang Turtle Island in Österreich die weltweit erste erfolgreiche Nachzucht von Kinosternon vogti mit drei Jungtieren. Diese bilden den Grundstock einer Absicherungskolonie (Assurance Colony) für künftige Wiederansiedlungen. Eine solche Reservepopulation ist entscheidend, um einen stabilen, genetisch vielfältigen Bestand zu bewahren und die Art langfristig zu sichern – auch wenn die Wildpopulation weiter zurückgeht.

Schutzzentrum und Öffentlichkeitsarbeit
2024 wurde das „Arca de Conservación Casquito de Vallarta“ fertiggestellt – ermöglicht durch die großzügige Unterstützung des Barbel Heiz Turtle Fund und einiger internationaler zoologischer Partnerorganisationen. Dieser Meilenstein markiert einen Wendepunkt im Kampf um das Überleben von Kinosternon vogti.

Im September 2024 wurden Tiere sicher in die neue Einrichtung überführt; kurz darauf begann die Eiablage – ein ermutigendes Signal für künftige Zuchterfolge. Das Zentrum bietet heute einen sicheren, langfristigen Rückzugsort und dient als zentrale Zucht- und Forschungseinrichtung zur Erhaltung der Art.

Parallel dazu starteten wir lokale Bildungs- und Sensibilisierungsprogramme. Workshops und Kampagnen erreichten bereits über 1.000 Menschen, mehrere lokale Unternehmen haben ihre Unterstützung zugesagt und so ein gemeinsames Verantwortungsgefühl für den Schutz dieser einzigartigen Art gestärkt.

Turtle_Island_Center_Mexico

Unsere bisherigen Erfolge

  • Über 60 vor Straßenmortalität gerettete Tiere seit 2023
  • Erste weltweit erfolgreiche Nachzucht von vogti in Österreich (2023)
  • Bau eines Schutz- und Zuchtzentrums am CUC mit Kapazität für rund 150 Individuen
  • Laufende Landverhandlungen zur Sicherung der letzten Wildlebensräume
  • Offizieller Projektstart als „Proyecto Casquito de Vallarta“

Jänner 2025: Ein schwerer Rückschlag
Im Januar 2025 kam es zu einem gezielten Wildtier-Diebstahl: Mehrere Vallarta-Schlammschildkröten wurden aus unserer Station in Puerto Vallarta entwendet. Das war ein harter Schlag – für das Projekt und für die Zukunft dieser Art.

Wir haben sofort reagiert und die Sicherheit massiv erhöht: Elektrozäune, Hochsicherheits-Schlösser, Bewegungsmelder, Alarmsysteme und Notstromversorgung sollen so etwas in Zukunft verhindern.

Unsere Absicherungskolonie in Österreich ist davon nicht betroffen und ist heute wichtiger denn je – als genetisches Rückgrat für spätere Auswilderungen, sobald geschützte Lebensräume zur Verfügung stehen.

Blick in die Zukunft – Deine Hilfe zählt

Die Vallarta-Schlammschildkröte kann nur überleben, wenn wir ihre letzten natürlichen Lebensräume im Westen Mexikos sichern und wiederherstellen. Ohne diese Rückzugsräume würde sie irgendwann nur noch in menschlicher Obhut existieren – und das wäre ein trauriges Schicksal für eine Art, die in die Wildnis gehört.

Unser nächstes Ziel ist der Kauf und Schutz eines der letzten geeigneten Habitate. Landkauf ist teuer – und alleine schaffen wir es nicht.

Deine Unterstützung macht den Unterschied. Ob mit einer Spende oder indem Du unsere Mission teilst – jeder Beitrag hilft, die kleinste Schildkröte der Welt vor dem Aussterben zu bewahren.

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